Bericht für das 1. Quartal 2024

Die Erwartungen an das Tempo und das Ausmaß der Leitzinssenkungen in den USA mussten verringert wer­den. Dies belastete im ersten Quartal die Anleihemärk­te. An den Aktienbörsen wurden die vorherrschenden Aufwärtstrends dagegen kaum gebremst.

Konjunktur, Inflation und Leitzinsen

Die nach den Zinserhöhungen aus dem Jahr 2022 für 2023 erwartete Rezession in den USA lässt weiter auf sich warten. Vielmehr wächst die US-Wirtschaft, wenn auch nicht stark. Die Inflationsraten sanken in den meis­ten Volkswirtschaften weiter, blieben aber über den er­klärten Zielgrößen der Notenbanken. So lag die Jahres­rate des Preisanstiegs in den USA im ersten Quartal knapp über drei Prozent, das Ziel jedoch bei einem Durchschnitt von nur zwei Prozent.

Angesichts guter Konjunktur- und Arbeitsmarktdaten dürfte die US-Notenbank ihren Kampf gegen die Inflati­on noch nicht beenden. So dämpfte US-Notenbankprä­sident Powell die Erwartungen einer Lockerung der Geldpolitik mehrfach. In Jahren, in denen in den USA Präsidentschaftswahlen stattfinden, vermeidet die US-Notenbank tendenziell starke Veränderungen ihrer Leit­zinsen. Zinssenkungen könnten von Kritikern als Unter­stützung des amtierenden Präsidenten ausgelegt wer­den. Dem Vorwurf einer Einmischung in die Politik will sich die Federal Reserve nicht aussetzen. Auch das spricht, neben der robusten Konjunkturentwicklung, ge­gen rasche und weitreichende Senkungen der Fed Funds Rate, die schon seit Juli 2023 unverändert bei 5,25 bis 5,5 Prozent liegt.

Auch die Bank of England beließ ihren Leitzins unverän­dert bei 5,25 Prozent. Die Europäische Zentralbank (EZB) sah den Zeitpunkt für eine Einleitung des Zins­senkungszyklus ebenfalls noch nicht gekommen. Eher überraschend senkte die Schweizerische Nationalbank (SNB) ihren Leitzins um 0,25 Prozentpunkte auf 1,5 Prozent.

Als historisch wurde vor allem die Zinsentscheidung in Japan bezeichnet. Die Bank of Japan (BoJ) entschied, die Spanne für die kurzfristigen Zinssätze geringfügig anzuheben. Sie legte den Tagesgeldsatz als neuen Leit­zins fest und beschloss, ihn in einer Spanne von Null bis 0,1 Prozent zu halten, indem sie unter anderem 0,1 Prozent Zinsen auf Einlagen bei der Zentralbank zahlt. Mit dieser Zinsanhebung ist die Bank von Japan die letzte der großen Zentralbanken der Welt, die sich von der Politik der Null- und Negativzinsen verabschiedet. Diese hatte sie 2016 im Kampf gegen die Deflation ein­geführt.

Renten, Währungen und Rohstoffe

An den Anleihemärkten erwies sich der Optimismus aus den beiden letzten Monaten des Vorjahres als etwas zu groß. Die Kurse von festverzinslichen Wertpapieren sanken, ihre Renditen stiegen dadurch. Für US-Staats­anleihen mit zehn Jahren Laufzeit stieg die Rendite im Laufe des Berichtszeitraumes zeitweilig auf 4,35 Pro­zent, im Kalenderquartal schließlich um 33 Basispunkte auf 4,2 Prozent. Die entsprechende Rendite deutscher Bundesanleihen kletterte ähnlich, nämlich um 27 Basis­punkte – allerdings auf niedrigerem Niveau. Sie lag En­de März bei 2,3 Prozent. Der Bund-Future, der die Kurs­entwicklung deutscher Bundesanleihen an der Termin­börse angibt, verzeichnete im ersten Quartal einen Ver­lust von 2,8 Prozent auf 133,3 Punkte.

An den Devisenmärkten zeigte sich das wichtige Euro/US-Dollar-Verhältnis vergleichsweise stabil. Der Wechselkurs pendelte zwischen 1,07 und 1,10 US-Dol­lar pro Euro. Letztendlich profitierte die US-Währung von den reduzierten Zinssenkungserwartungen, denn damit bleibt der Zinsvorteil des US-Dollars gegenüber dem Euro erhalten. Ein Wechselkurs von 1,079 US-Dol­lar pro Euro per Ende März bedeutet für das erste Quar­tal einen Anstieg des US-Dollars gegen Euro um 2,2 Prozent.

Entgegen den vorherrschenden Markterwartungen konnte das Ende der Negativzinsen in Japan den Ab­wärtstrend des japanischen Yen nicht sofort umkehren. Gegen Euro fiel die japanische Währung mit 165 Yen/Euro auf den tiefsten Stand seit 2008. Und der US-Dollar notierte bei ungefähr 152 Yen, dem niedrigsten Niveau der japanischen Währung seit 1990. Damit ver­lor der Yen gegenüber dem US-Dollar im ersten Quartal nochmals 7,3 Prozent.

Die Kursrallye der meisten Kryptowährungen setzten sich unter Führung des Bitcoins fort. Nach Zulassung der ersten Bitcoin Spot ETFs in den USA erlebten diese im Rekordtempo Milliardenzuflüsse. Der Wechselkurs des Bitcoins stieg im Verlauf des ersten Quartals um 67 Prozent auf rund 71.200 US-Dollar. Mitte März wurde mit rund 73.800 US-Dollar ein neuer Rekordwert er­reicht.

An den Rohstoffmärkten ließen die robuste Weltkon­junktur und die Ängste vor einer Eskalation des Nahost-Konfliktes den Öl- und den Goldpreis weiter steigen. Der Ölpreis kletterte um rund 14 Prozent auf 82,60 US-Dollar für ein Barrel der amerikanischen Sorte WTI und auf gut 87 US-Dollar für ein Barrel der europäischen Sorte Brent. Den halbherzigen Sanktionen der G7-Staa­ten gegen Russland gelang es nicht, einen entspre­chenden Anstieg des Ölpreises für Russland zu verhin­dern. Allerdings konnte die Ukraine bei ihrem Abwehr­kampf gegen den Aggressor mehrfach russische Raffi­nerien beschädigen, sodass Moskau Exporte von Ben­zin und Diesel weitgehend untersagen musste. Trotz des hohen Gewichts von Öl im Bloomberg Commodity Index stieg dieser im ersten Quartal nur um 0,9 Prozent, denn andere Rohstoffpreise veränderten sich wenig oder fielen.

Der Goldpreis beendete das Quartal mit einem Anstieg um 8,3 Prozent auf einem neuen Rekordwert von 2.234 US-Dollar. Weil der Euro anders als im Vorquartal ge­gen US-Dollar etwas an Wert verlor, fällt der Gewinn in Euro gerechnet mit 10,8 Prozent auf 2.070 Euro noch höher aus.

Aktienmärkte

An den Aktienmärkten hielt die gute Stimmung im ersten Quartal an. Sie stützte sich auf überwiegend gute Unter­nehmensergebnisse und die Hoffnung auf weiterhin gu­te Geschäfte. Dazu sollen Innovationen vor allem im Bereich Künstliche Intelligenz (KI) beitragen, was für Kursfantasie bei den Aktien der vermeintlichen Profiteu­re sorgte. So setzte die Nvidia-Aktie ihren Höhenflug fort. Der Designer von KI-Prozessoren erfreut sich einer monopolartigen Stellung als Anbieter entsprechender Mikrochips und macht hohe Gewinne. Der Aktienkurs stieg in den ersten drei Monaten dieses Jahres um mehr als 90 Prozent, obwohl er sich bereits im Vorjahr mehr als verdoppelt hatte.

Allerdings werden nicht mehr alle großen US-Technolo­gieaktien, die als „glorreiche Sieben“ bekannt sind, vom Erfolg verwöhnt. Der Aktienkurs des E-Auto-Pioniers Tesla verlor seit Jahresbeginn rund ein Drittel seines Wertes. Gegenüber der euphorischen Bewertung Ende 2021 hat sich der Börsenwert des Tesla-Konzerns von über einer Billion US-Dollar kommend halbiert.

Die meisten US-Konzerne konnten mit ihren Geschäfts­zahlen und ihren Ausblicken die Investoren überzeugen. Damit stützt die Berichtssaison mit den Geschäftsergeb­nissen des vierten Quartals und des Gesamtjahres 2023 den Aktienmarkt, sodass die Wallstreet die schrumpfende Zinssenkungsfantasie gut verkraftete. Der populäre Dow Jones Industrial Average Index nä­herte sich in seinem fortgesetzten Aufwärtstrend erst­mals in seiner Geschichte bis auf 110 Punkte der Marke von 40.000 Zählern. Der älteste Aktienindex der Welt beendete das Quartal mit einem Zuwachs um 5,6 Pro­zent bei 39.807 Punkten.

Der für den Gesamtmarkt repräsentativere S&P-500-In­dex überschritt im Februar erstmals 5.000 Punkte und beendete das Quartal mit einem Gewinn von 10,2 Pro­zent mit neuen Rekordwerten bei 5.254 Zählern. Der noch stärker von großen Technologie-Konzernen ge­prägte Nasdaq-100 überwand die Marke von 18.000 Punkten, markierte im März bei 18.465 Zählern einen neuen Rekordwert und beendete das Quartal mit einem Plus von 8,5 Prozent bei 18.255 Punkten.

Nebenwerte machten den Kursaufschwung nicht in der ganzen Breite des Marktes mit. Der Russell-2000, in dem die Aktienkurse von 2.000 US-Aktien ohne die 1.000 größten Unternehmen zusammengefasst werden, stieg in den ersten drei Monaten des Jahres nur um 4,8 Prozent.

Nachdem die erste Januarhälfte von einer Konsolidie­rung geprägt war, setzten sich die Aufwärtstrends auch an den europäischen Aktienmärkten fort. Dabei übertraf die Aufwärtsdynamik des Euro-STOXX-50 ab Ende Ja­nuar sogar diejenige der Wallstreet und der Nasdaq. Der Leitindex der Eurozone beendete das Quartal bei 5.083 Punkten mit einem Plus von 12,4 Prozent und dem höchsten Stand seit über 20 Jahren. Der paneuro­päische STOXX 600 Index kletterte, ebenfalls ohne Divi­dendeneinrechnung, erstmals über 500 Punkte und er­klomm damit neue historische Höchststände.

Auch nationale Aktienindizes wie der Deutsche Aktienin­dex DAX oder der französische CAC-40 erreichten neue Rekorde. Der DAX schaffte in den ersten drei Monaten des neuen Jahres einen Anstieg um 10,4 Prozent auf 18.492 Zähler, der CAC-40 um 8,8 Prozent auf 8.206 Punkte. Eine mögliche Aufholjagd europäischer Neben­werte wollte in der Breite des Marktes noch nicht in Gang kommen. Insbesondere der MDAX für mittelgroße deutsche Aktien blieb klar hinter der Entwicklung der Standardwerte zurück. Er beendete das Quartal nahezu unverändert.

In Asien blieb die Börsenentwicklung sehr unterschied­lich. Die japanische Börse profitierte vom zunehmenden Interesse der Investoren. Sowohl viele in- als auch aus­ländische Investoren gelten bei japanischen Aktien als unterinvestiert. Der Nikkei-225-Index sprang in der ers­ten Januarhälfte über die Marke von 34.000 Zählern, die seit Mitte des Vorjahres einen Widerstand gebildet hatte, und stellte danach seinen alten Rekordwert aus dem Jahr 1989 ein. Dieser war auf dem Höhepunkt der Japan-Euphorie der 1980er Jahre erreicht worden. En­de März notierte der Nikkei-225 schließlich bei 40.369 Punkten und damit 20,6 Prozent höher als zum Jahres­beginn. Der modernere Topix Index verzeichnet mit 17,0 Prozent einen ähnlich hohen Zuwachs für das erste Quartal.

Ebenfalls zweistellige Prozentzuwächse im Fernen Os­ten verzeichnete außerhalb Japans der Aktienmarkt Tai­wans. Der TWI Index stieg im ersten Quartal um 13,2 Prozent. Haupttreiber waren Kursgewinne der Elektro­nik-Werte, allen voran des Mikrochipherstellers und In­dexschwergewichts Taiwan Semiconductor Manufactu­ring, kurz TSMC.

Der indische Aktienmarkt konnte dagegen seine Kursrallye nur noch verlangsamt fortsetzen. So ver­zeichnet der Sensex 30 Index der Bombay Stock Ex­change (BSE) für die ersten drei Monate des Jahres nur ein Plus von 2,0 Prozent. Nach den hohen Kursgewin­nen zuvor kommt eine ausgeprägte Konsolidierung nicht überraschend, zumal auch die fundamentale Be­wertung des indischen Aktienmarktes im Vergleich zu anderen Schwellenländern hoch ist. Relative Schwäche zeigten weiterhin die chinesischen Aktienmärkte. In Hongkong fiel der Hang Seng Index zeitweilig unter 15.000 Punkte und damit in die Nähe seiner Zehn-Jah­res-Tiefs. Erst ab Februar zeigten sich Anzeichen einer Stabilisierung, wohl auch aufgrund von Maßnahmen der Regierung zur Stützung der Kapitalmärkte. Der Hang Seng Index kehrte immerhin in die Nähe der 17.000er Marke zurück. Er beendete das Quartal schließlich bei 16.541 Zählern mit einem Rückgang von 3,0 Prozent. Ähnlich schnitt der Shanghai A Aktienindex mit einem Verlust von 2,5 Prozent ab.

Die Aktienmärkte Lateinamerikas erlebten nach den Kursgewinnen im Vorjahr eine Konsolidierung. Der bra­silianische Bovespa Index verlor bis Ende März 4,5 Pro­zent, der mexikanische IPC Index veränderte sich dage­gen kaum (minus 0,1 Prozent).

Nachdem die Aktienkurse der großen Goldminenbetrei­ber 2023 vom Anstieg des Goldpreises profitiert hatten, bremsten im ersten Quartal Sorgen um hohe Kosten und Risiken die Aktienkurse. Der FT Goldmines Bran­chenindex verzeichnete für den Berichtszeitraum einen Rückgang um 2,2 Prozent, womit sich die Schere zwi­schen dem Goldpreis und den Aktienkursen der Goldmi­nen wieder weit geöffnet hat.

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Bericht für das 4. Quartal 2023

achdem die Börsen in den ersten drei Quartalen des Jahres unter dem Zinsanstieg zu leiden hatten, gaben ab Mitte Oktober fallende Zinsen den Kapitalmärkten Auftrieb, sodass das Börsenjahr 2023 besser ausfiel als die meisten Marktbeobachter erwartet hatten.

Konjunktur, Inflation und Leitzinsen

In der ersten Oktoberhälfte drückte die Aussicht auf „hö­here Zinsen für längere Zeit“ („higher for longer“) auf die Stimmung an den Börsen. Die Nachricht vom barbari­schen Hamas-Angriff auf Israel löste Ängste vor einer Eskalation des Nahost-Konfliktes aus und ließ kurzfristig den Ölpreis steigen. Die befürchteten Auswirkungen auf die Weltwirtschaft blieben begrenzt. So zeigte sich die Konjunktur insbesondere in den USA weiter robust, während die konjunkturelle Entwicklung in Europa und China die schon zuvor sichtbaren Schwächen wider­spiegelte. In den großen Volkswirtschaften sank die In­flationsrate weiter, für November in den USA auf 3,1 Prozent und in der Eurozone auf 2,4 Prozent.

Obwohl im Gesamtjahr 2023 die Zahl von Leitzinserhö­hungen durch Zentralbanken doppelt so hoch war wie die Zahl von Leitzinssenkungen (160 zu 81), überwogen im vierten Quartal bereits die Zinssenkungen (14 Zins­erhöhungen gegenüber 34 Zinssenkungen). Die wich­tigsten Zentralbanken, die US-Notenbank Federal Re­serve (Fed), die Europäische Zentralbank (EZB), die Bank of England (BoE) und die Bank of Japan (BoJ) be­ließen ihre Leitzinsen unverändert. Die Fed hatte am 26. Juli ihre letzte Zinserhöhung verkündet. Damals war die Bandbreite für die Funds Rate auf 5,25 bis 5,5 Pro­zent angehoben worden. Dies ist das höchste Niveau seit dem Frühjahr 2001.

Die EZB hatte ihren Zinsschritt am 14. September vor­genommen, als sie den Hautrefinanzierungssatz auf 4,5 Prozent erhöht hatte. Die Einlagefazilität, also der Zins, den Geschäftsbanken für Guthaben bei der Zentralbank halten, blieb seitdem bei 4,0 Prozent, dem höchsten Ni­veau seit der Euro-Einführung Anfang 1999. Zinssen­kungen gab es im Berichtszeitraum vor allem in la­teinamerikanischen Ländern, etwa in Brasilien, sowie in Zentraleuropa wie in Polen und Ungarn. Dagegen mussten unter anderem die Türkei und Russland den anhaltenden Kaufkraft- und Wertverlust ihrer Währun­gen mit weiteren Leitzinserhöhungen bekämpfen.

Renten, Währungen und Rohstoffe

An den Rentenmärkten herrschten zunächst noch Sor­gen um die rasch steigenden Staatsschulden. Den USA drohte aufgrund des Haushaltsstreits vorüberge­hend wieder ein Regierungsstillstand. Die Rendite der zehnjährigen US-Staatsanleihen berührte Mitte Oktober erstmals seit 2007 die Fünf-Prozent-Marke. Italienische Staatstitel mit derselben Laufzeit stiegen sogar über diese Marke – das höchste Niveau seit mehr als zehn Jahren. Deutsche Bundesanleihen rentierten bei zehn Jahren Laufzeit erstmals wieder nahe der Drei-Prozent-Marke. Dann setzte sich an den Kapitalmärkten die Überzeugung durch, dass auf die „Zinspause“ der gro­ßen Notenbanken Zinssenkungen im nächsten Jahr fol­gen werden.

Die Rendite von zehnjährigen US-Staatsanleihen sank bis auf 3,8 Prozent und beendete das Jahr schließlich nur knapp darüber bei 3,87 Prozent, was für das Quar­tal einen Zinsrückgang um 68 Basispunkte (also 0,68 Prozentpunkte) bedeutet. Die entsprechende Rendite deutscher Bundesanleihen entfernte sich wieder von der Drei-Prozent-Marke nach unten und beendete das Quartal mit einem Rückgang um 83 Basispunkte bei 2,02 Prozent. Der Bund-Future, der die Kursentwicklung deutscher Bundesanleihen an der Terminbörse angibt, stieg im vierten Quartal um 6,8 Prozent auf 137,2 Punk­te.

An den Devisenmärkten hatte der US-Dollar bis An­fang Oktober von der Erwartung weiterer Leitzinsanhe­bungen in den USA profitiert. Dies hatte dem Euro einen Abwärtstrend bis 1,045 US-Dollar beschert. Im vierten Quartal kehrte sich diese Entwicklung um. Als ein Be­lastungsfaktor für die Weltleitwährung wurde die hohe Staatsverschuldung der USA angeführt, die wegen der gestiegenen Zinsen zunehmend schwieriger zu finan­zieren sein dürfte. Wenn zudem auch die Europäische Zentralbank (EZB) 2024 ihre Zinsen anheben würde, wäre der Zinsvorteil der amerikanischen Währung nicht so groß wie zuvor angenommen. Bis kurz vor dem Jah­resende erholte sich der Euro bis auf 1,114 US-Dollar. Ein Wechselkurs von 1,104 US-Dollar pro Euro am Jah­resende bedeutet für das vierte Quartal einen Rückgang des Dollars gegen Euro um 4,4 Prozent.

Gegen japanischen Yen verlor die US-Währung sogar 5,5 Prozent auf 141 Yen pro US-Dollar, gegen den chi­nesischen Renminbi nur 2,9 Prozent auf 7,08 Yuan. Der türkischen Notenbank gelang es nicht, den Wertverfall ihrer Währung zu stoppen. Die türkische Lira verlor ge­gen Euro im vierten Quartal rund 12 Prozent an Wert.

Eine Kursrallye erlebten die meisten Kryptowährungen unter der Führung des Bitcoins. Das Umfeld aus stei­gender Staatsverschuldung, fallenden Zinsen und geopolitischen Sorgen mag den Boden für den Anstieg bereitet haben. Treiber waren aber Meldungen, wonach in den USA die Zulassung eines Bitcoin Spot ETFs nach dem Jahreswechsel bevorstehe. Davon werden erhöhte Akzeptanz und steigende Nachfrage nach Digitalwäh­rungen erwartet. Der Wechselkurs des Bitcoins stieg im Verlauf des vierten Quartals um 57 Prozent auf rund 42.500 US-Dollar – den höchsten Stand seit April 2022. Andere Kryptowährungen zeigten sich im Kielwasser dieser Entwicklung prozentual noch stärker erholt. Vor allem Solana, das damit in den Kreis der fünf wertvolls­ten Blockchain-Projekte aufstieg und Ripple auf den sechsten Platz verdrängte.

An den Rohstoffmärkten ließen Ängste vor einer Eska­lation des Nahost-Konfliktes im Oktober kurzfristig den Öl- und den Goldpreis steigen. Schon im September war der Ölpreis auf Jahreshochs von über 90 US-Dollar pro Barrel gestiegen. Ein Gegenbewegung Anfang Ok­tober bis unter 85 US-Dollar endete abrupt mit dem Ter­rorangriff der Hamas auf Israel und der Ölpreis kehrte in die Nähe seiner Jahreshochs bei rund 95 US-Dollar zu­rück. Als die Ängste vor einer möglichen Eskalation klei­ner wurden, sank der Ölpreis im Verlauf des Quartals unter 80 US-Dollar pro Barrel. Öl der amerikanischen Sorte WTI kostete am Jahresende 71,80 US-Dollar, 19 Prozent weniger als drei Monate zuvor. Öl der europäi­schen Sorte Brent notierte am Jahresende bei gut 77 US-Dollar pro Barrel, 16 Prozent weniger als Ende Sep­tember.

In der Folge verzeichnete der Bloomberg Commodity In­dex, in dem Öl ein hohes Gewicht hat, im Berichtszeit­raum einen Rückgang um 5,9 Prozent. Auch der Gold­preis reagierte mit einem Anstieg auf den Hamas-Terror. Ähnlich wie im März stieg der Goldpreis von kaum mehr als 1.800 US-Dollar binnen zwei Wochen bis an die Marke von 2.000 US-Dollar. Anders als beim Öl setzte sich der Preisanstieg im November fort. Anfang Dezem­ber erreichte Gold mit vorübergehend 2.146 US-Dollar pro Unze einen neuen Rekordwert. Mit 2.062 US-Dollar am Jahresende verteuerte sich eine Unze Gold im vier­ten Quartal um 11,6 Prozent. Aufgrund des stärkeren Euros fällt der Gewinn in Euro gerechnet mit einem Plus von 6,9 Prozent auf 1.869 Euro geringer aus.

Aktienmärkte

Die als Leitbörsen geltenden US-Aktienmärkte entfern­ten sich im Oktober zunächst weiter von den Ende Juli markierten Hochs. Mit Spannung wurden die Quartals­ergebnisse der „Glorreichen Sieben“ erwartet, weil die sieben großen US-Technologiekonzerne inzwischen in den wichtigsten Aktienindizes und vielen Anlegerportfoli­os ein hohes Gewicht haben. Während Microsoft und Amazon mit ihren Quartalsergebnissen überzeugen konnten, wurden die Verlautbarungen von Alphabet und Meta mit etwas Enttäuschung aufgenommen, was eine höhere Volatilität der Technologieaktien zur Folge hatte.

Der Aktienkurs von Tesla, der im Oktober mehr als ein Viertel seines Wertes verloren hatte, holte über die Hälf­te dieses Rückgangs wieder auf. Die Apple-Aktie, die seit August von ihrem Rekordhoch rund 15 Prozent ein­gebüßt hatte, erreichte im Dezember sogar ein neues Allzeit-Hoch. Die mit Spannung erwarteten Quartalser­gebnisse des KI-Chip-Herstellers Nvidia fielen sehr gut aus, wurden aber aufgrund des durch die Technologie­exportbeschränkungen nach China vorsichtigen Aus­blicks nicht euphorisch aufgenommen. Getragen von der Erwartung mehrerer Leitzinssenkungen im Jahr 2024 erlebte die Wallstreet in den beiden letzten Mona­ten eine Jahresendrallye. Der populäre Dow Jones In­dustrial Average, der noch im Oktober gegenüber dem Jahresbeginn leicht im Minus gelegen hatte, kletterte erstmals in seiner Geschichte auf über 37.000 Punkte und beendete das Jahr mit einem neuen Rekordstand bei 37.689,5 Zählern – ein Anstieg im vierten Quartal von 12,5 Prozent. Der als repräsentativer geltende S&P-500-Index näherte sich seinem alten Rekord bis auf wenige Punkte und beendete das Quartal mit einem Plus von 11,2 Prozent bei 4.769,8 Zählern.

Etwas stärker zeigte sich der Nasdaq-100-Index, der noch intensiver von den großen US-Technologieaktien dominiert wird. Er gewann im Berichtszeitraum 13,6 Prozent und kam auf 16.826 Punkte. Auch Marktseg­mente, die sich zuvor auffallend schwach entwickelt hat­ten, erholten sich im vierten Quartal. So drehte der US-Nebenwerteindex Russell-2000 nach seinem Jahrestief Ende Oktober nach oben und beendete das Quartal mit einem Anstieg von 13,6 Prozent und der Nasdaq Bio­tech-Index verzeichnete immerhin ein Plus von 10,5 Prozent.

Auch die europäischen Aktienmärkte drehten nach ei­nem schwachen Oktober in den beiden letzten Monaten des Jahres nach oben. Ohne die anhaltende Talfahrt des DAX-Wertes Bayer wäre insbesondere die Bilanz des DAX noch besser ausgefallen. Aber im November fiel die Aktie des Pharma- und Agrarchemiekonzerns angesichts anhaltender Belastungen durch Glyphosat-Schadensersatzurteile in den USA und einer gescheiter­ten Medikamentenentwicklung auf den tiefsten Stand seit 2006.

Das konnte die Jahresendrallye aber auch hierzulande nicht verhindern. Der Euro-STOXX-50, der im Oktober bis auf rund 4.000 Zähler zurückgefallen war, stieg bis zum Jahresende auf 4.521,7 Punkte – ein Anstieg von 8,3 Prozent im vierten Quartal. Den Deutschen Aktienin­dex (DAX) führte die Rallye Mitte Dezember kurzzeitig auf über 17.000 Punkte. Mit 17.003,28 Zählern wurde ein neuer Rekordstand markiert. Der DAX beendete das Jahr bei 16.751,6 Punkten, was für das vierte Quartal ein Plus von 8,9 Prozent bedeutet. Höhere Kursgewinne verzeichneten einige kleinere europäische Aktienmärk­te, darunter Polen, wo die Wahl des proeuropäischen Politikers Donald Tusk die rechtsnationale Regierung ablöste, was die Börsen mit Kursgewinnen quittierten. Der CECE-Index für die zentraleuropäischen Aktien­märkte stieg im vierten Quartal um 19,9 Prozent.

Der japanische Aktienmarkt setzte im Schlussquartal die seit Mitte des Jahres gezeigte Seitwärtsbewegung fort. Der Nikkei-225-Index konnte nicht über 33.750 Zähler steigen und schloss das Jahr mit 33.464 Punkten ab. Für das vierte Quartal bedeutet dies einen Anstieg um 5,0 Prozent. Der repräsentativere Topix kam dage­gen nur auf ein Plus von 1,9 Prozent. Die japanische Notenbank stemmte sich weiterhin gegen höhere Zin­sen und kaufte Staatsanleihen auf. Japan ist das einzi­ge Land unter den Industrieländern, in dem die Anleihe­renditen unter der Inflationsrate liegen, was einen nega­tiven Realzins bedeutet. Gleichzeitig zeigte die japani­sche Volkswirtschaft Anzeichen für eine rückläufige wirt­schaftliche Aktivität. Nicht wenige Beobachter erwarten für 2024 eine bessere Entwicklung.

Entgegen dem internationalen Trend blieb die Entwick­lung der chinesischen Aktienmärkte schlecht. Die meisten chinesischen Aktienindizes stehen tiefer als auf dem Tiefpunkt der Corona-Pandemie im Frühjahr 2020. In Hongkong unterschritt der Hang Seng Index zeitwei­lig die Marke von 16.000 Punkten und beendete das Quartal mit einem Minus von 4,3 Prozent bei 17.047 Zählern. Hintergrund ist ein weitreichender Vertrauens­verlust in das Regime in Peking und seine Fähigkeit, die wirtschaftlichen Probleme im „Reich der Mitte“ zu be­wältigen. Vor allem auf den chinesischen Immobilien­märkten gibt es Schieflagen und Konkurse.

Die Aktienmärkte Lateinamerikas schlossen sich da­gegen dem internationalen Aufwärtstrend an. Nach ei­ner Konsolidierung der brasilianischen Börse im dritten Quartal ging es mit dem Bovespa Index im Abschluss­quartal um 15,4 Prozent aufwärts. Der mexikanische IPC Index verzeichnete für den gleichen Zeitraum einen Anstieg um 11,2 Prozent.

Die Aktienkurse der Goldminenbetreiber profitierten erwartungsgemäß überproportional vom Anstieg des Goldpreises. Der FT Goldmines Branchenindex konnte im vierten Quartal einen Gewinn in Höhe von 1,2 Pro­zent erzielen.

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